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26 Mar 2010 - Homed AG hat eine Presseseite !

Mitten im Dorf, fast ein wenig versteckt, ist eine für die Schweizer KMU-Landschaft typische Perle zu entdecken. In der umgebauten Liegenschaft einer ehemaligen Sagerei stellt die Homed AG seit 1991 orthopädische Produkte her. Flinke Frauenhände schneiden die auf Bahnen aufgerollten und zusammengeklebten Velour- und Frottéestoffe massgenau zu. In der Näherei entstehen aus den Einzelteilen Schulter-Fixationsbandagen, Knieschienen, orthopädische Gilets, Halskragen und Clavicula-Bandagen für Schlüsselbein-Frakturen. «Zufall», antwortet Eduard Hodel spontan auf die Frage, warum er – zuvor als Buchhalter in einer ganz anderen Branche tätig – auf die Idee kam, solche doch speziellen Produkte herzustellen. Er, Geschäftsgründer-, besitzer und leiter in Personalunion, blickt zurück. Seine Tochter war in Deutschland im Bereich Orthopädie tätig. Sie stellte bei Ihrer Arbeit fest, dass es für die Versorgung von Schulterverletzungen keine geeigneten Fixationsbandagen gab. Vater Hodel fing Feuer und entwickelte zusammen mit seiner Frau Marianne die Gilchrist-Schulter Fixationsbandage. Mit grossem Erfolg. Das Bandagemodell sei in Spitälern und Kliniken sofort auf ein positives Echo gestossen. Die Hodel Medizin AG (kurz Homed) mit dem Zweck, «bestehende Unzulänglichkeiten in der Versorgung medizinischer Hilfsmittel für die Orthopädie zu optimieren», wurde 1991 gegründet. In den Folgejahren erweiterte Homed die Produktepalette um die erwähnten Spezialitäten wie Knieschienen usw. Nicht nur damit bewies Hodel, dass er mit dem Gen des Unternehmers geimpft ist und einen guten Riecher besitzt. «Wir haben den Grossteil unserer Eigenentwicklungen europaweit patentieren lassen». Zu Recht. Denn mit den Produkten setzte Homed zum Erfolgssprung an. Seit der Firmengründung habe der Umsatz jährlich zwischen acht und zehn Prozent gesteigert werden können. Kein Wunder, dauerte es nicht lange, bis in Deutschland Nachahmerprodukte auf den Markt kamen. «Wir haben umgehend das deutsche Patentamt eingeschaltet, um das zu stoppen.» Normalerweise sind Firmengründer eher jung, besonders wenn es der erste Schritt in die berufliche Selbständigkeit ist. Nicht so bei Eduard Hodel, er war nämlich 1991 bereits 60-jährig, als er sein gesamtes Pensionskassengeld in die Gründung der Homed AG steckte. Dem Alter nach ist er also kein Jungunternehmer, im Geist dagegen schon. Er beschreibt sich als «ruhelos», als jemand, der beruflich immer wieder «etwas neues» suche. So erstaunt es nicht, dass er während zehn Jahren in der ehemaligen DDR für eine Schweizer Firma arbeitete. Der damalige Arbeiter- und Bauernstaat galt ja nicht gerade als das Eldorado für Auswanderer. Wenn er darüber und seinen Betrieb im Thal erzählt, versprüht er Zielstrebigkeit, Dynamik und die trotz allem nötige Lebensfreude. Eduard Hodel wird im kommenden November 80-jährig. Inzwischen ist Homed in der Branche etabliert. Nach Firmenangaben figurieren rund 85 Prozent aller Schweizer Spitäler und Kliniken, nebst einer Vielzahl von Hausärzten und Apotheken, auf der Kundenliste. Ausgerechnet die Solothurner Spitäler stehen abseits (siehe Text unten). Der grösste Verkaufsschlager ist und bleibt das Ursprungsprodukt, die erwähnte Gilchrist-Bandage. Sogar europaweit nehme Homed damit «eine führende Stellung» ein. Den Exportanteil beziffert Hodel auf die Hälfe des Umsatzes. Der Konkurrenzkampf sei hart, schildert Hodel die Marktsituation. Aber dank dem Patentschutz und der hohen Qualität der Produkte könne man bestehen. «Wir sind die einzige Firma, die diese Produkte zu hundert Prozent in der Schweiz herstellt und nicht im benachbarten Ausland oder im asiatischen Raum produzieren lässt», sagt er stolz. Kann da Homed preislich mithalten? Diese medizinischen Hilfsmittel würden nicht über den Preis verkauft, sondern über die Qualität. Zudem honorierten viele Kunden seine Produkte mit dem Wissen, dass dadurch Arbeitsplätze in der Schweiz erhalten blieben. «Das ist auch ein Marketinginstrument.» Die 14 Mitarbeiterinnen arbeiteten zum grossen Teil seit der Gründungszeit bei Homed. Sie seien sehr motiviert und dem Betrieb eng verbunden. Die Aussichten beurteilt der Laupersdorfer sehr optimistisch. «Unsere Branche ist krisenresistent.» Aufgrund des bisherigen Geschäftsverlaufes rechnet er erneut mit einem zweistelligen Wachstum. Der Umsatz sei auf rund zwei Millionen Franken budgetiert. Zudem seien neue Produkte in der Entwicklung; etwa eine neuartige Arm-/Ellbogenschiene. Damit die Firma weiter prosperieren kann, hat Eduard Hodel auch die Nachfolgeregelung frühzeitig an die Hand genommen. Die heute 44-jährige Tochter, Susanna Jackson-Hodel ist seine designierte Nachfolgerin. Wann? Das sei noch offen. «Solange ich noch Lust und Kraft habe, werde ich den Betrieb weiterführen.» BOX zu Solothurn Eduard Hodel hat sich nach eigenen Angaben mit seinen medizinischen Hilfsmitteln für die Orthopädie in der Schweiz und auch im benachbarten Deutschland durchgesetzt, wenn er sagt, dass praktisch alle Spitäler hierzulande auf die Homed-Artikel setzten. Der Unternehmer zählt auf: Von den Uni-Spitälern Zürich und Basel, Triemli in Zürich, Insel in Bern, über das CHUV Lausanne bis hin zum grössten Schweizer Spital, dem HUG in Genf. Umsomehr schmerzt es ihn, dass ausgerechnet die Solothurner Spitäler Homed nicht als Lieferanten berücksichtigten. Seine Firma unterhalte eine Produktion mit Arbeitsplätzen in einer wirtschaftlich eher benachteiligten Region und zahle im Solothurnischen auch Steuern. Trotz mehreren Vorstössen, auch auf politischem Wege, sei er bislang abgeblitzt. Homed sei geschäftlich auf die Aufträge der Solothurner zwar nicht angewiesen. «Aber ich empfinde es als einen Nadelstich», sagt Hodel.